Proteste in Spanien gegen die Vermietung von Wohnungen an Touristen. Ist der Geist aus der Flasche?
Proteste gegen den Missbrauch von Wohnungen (Vermietung an Touristen), hohe Mietpreise und Belästigungen breiten sich derzeit rasch in Spanien aus. Was ist da los?
Neueste Entwicklungen
El Pais berichtete vor drei Tagen, dass in Malaga 15.000 Einwohner auf die Straße gingen, um gegen den "Ausverkauf an den Tourismus" zu protestieren. Zuvor gab es bereits große Proteste auf den Balearen und den Kanarischen Inseln. Und letzte Woche gab Barcelona bekannt, dass es die Vermietung von Wohnungen an Touristen ("Airbnb'en") bis Ende 2028 vollständig verbieten möchte. Kurz gesagt: Der Geist scheint aus der Flasche.
Die zugrunde liegenden Probleme
Abgesehen vom Einfluss von Airbnb auf Preise und Verfügbarkeit von Wohnraum, steht die Vermietung von Wohnungen an Touristen stark in der Kritik. Auch wenn ich dies oft für eine zu einfache Sichtweise halte, ist es teilweise verständlich. In den letzten zehn Jahren ist Airbnb enorm gewachsen, und die Vermietung von Wohnraum hat weit über das ursprüngliche Konzept von "Lade Menschen in dein Zuhause ein" hinaus zugenommen. Gleichzeitig fanden jedoch auch andere bedeutende Entwicklungen statt:
▪ Die EZB hielt die Zinsen jahrelang auf 0%, was Immobilien als Anlagekategorie sehr attraktiv machte.
▪ Dies machte es für Investoren attraktiv, Wohnungen zu kaufen und an Touristen zu vermieten, da dies mehr Rendite bringt als die langfristige Vermietung (und die lokalen Behörden von dieser Entwicklung überrascht wurden).
▪ Der Anstieg der Ein-Personen-Haushalte. In Barcelona wuchs diese Gruppe beispielsweise zwischen 1991 und 2011 von 14,5% auf 24,7% aller Haushalte.
Verbot löst keine größeren Probleme
Der große Wohnungsmangel ist ein viel breiteres Problem und tritt nicht nur in Städten auf, in denen Airbnb beliebt ist. Anfang dieses Jahres veröffentlichte die Harvard Business Review eine Studie, die zeigte, dass der Einfluss von Airbnb auf die gesamten Immobilienpreise und das Angebot sehr begrenzt ist. In Barcelona betrifft die Zahl der derzeit vermieteten Wohnungen 0,7% des Gesamtbestands. Wenn dieses Volumen auf den Markt für langfristige Vermietungen zurückkehrt, werden die Preise kaum reagieren. Trotzdem werden Vermietungsplattformen wie Airbnb und VRBO diese Entwicklungen mit Argusaugen verfolgen.
Neues Geschäftsmodell erforderlich?
Ob ein angekündigtes Verbot, wie in Barcelona, Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Aber dass die Hochzeiten der Wohnungsvermietung an Touristen in der jetzigen Form vorbei sind, scheint sicher. Der Widerstand in der Bevölkerung nimmt solche Ausmaße an, dass lokale Politiker handeln müssen. Einschränkungen oder Verbote liegen dann nahe. Ob solche Entscheidungen den angespannten Wohnungsmarkt entlasten werden, ist unwahrscheinlich. Für das Geschäftsmodell der Plattformen sind sie jedoch sicherlich schädlich. Und das wird zweifellos zu erheblichen Kopfschmerzen führen, wie das Geschäftsmodell neu erfunden werden kann.